Reisebericht '97
Drüber, Drunter, Durch –
Lavafelder, Regengüsse, Flüsse und vieles mehr stellten sich M.Z. und S.K.
während ihres vierwöchigen Islandaufenthaltes im August '97 in den Weg. Nichtsdestotrotz
kehrten sie hochgradig begeistert von ihrer „Expedition" in die heimische „Zivilisation"
zurück.
Der Weg nach Island ist weit
Endlich waren alle kleineren technischen Modifikationen an den Motorrädern vorgenommen:
der Bau von wirklich tragfähigen Gepäckträgern, Optimierung von Übersetzungsverhältnis
und Tankinhalt sowie das Aufziehen grobstolliger Bereifung. So „gerüstet" war
die Anreise von Berlin zum dänischen Fährhafen Esbjerg sowohl für die beiden Piloten
(in der Sitzecke eines Wohnmobils schlafend) als auch für die Maschinen (auf einem
Anhänger hinter besagtem Wohnmobil verzurrt) mit Sicherheit die entspannenste
Etappe der gesamten Reise. Trotz des Vorwurfs von Freunden, auf diese Art und
Weise keinen „richtigen" Motorradurlaub zu unternehmen: Wir haben die Wahl dieser
Fortbewegungsweise nie bereut, da Autobahnetappen mit den grobstolligen Reifen
kein Vergnügen sind und sich die so erreichte Reduzierung des Reifenverschleißes
später als sehr nützlich herausstellen sollte. Im Hafen angekommen, begann die
für Island-Reisende anscheinend obligatorische gegenseitige Musterung der auf
Fähreinlaß Wartenden sowie deren Equipment. Obwohl die gewählten Fortbewegungsmittel
der Motorradfahrer sehr unterschiedlich waren (von Husqvarna bis zur Moto Guzzi
California III), hatten alle eines gemeinsam: die Aussicht auf einen meist mehrwöchigen
Abenteuer-Urlaub. Dabei begann das Abenteuer bereits mit der Schachtelung von
Fahrzeugen und Fracht - Containern im Laderaum der doch etwas altersschwach anmutenden
ehemaligen Ostseefähre „Norröna". Aber schließlich gelang es dem Personal der
Smyril Line doch noch alle Reisenden an Bord zu nehmen.
Die Färöer Inseln
Nach ca. 35-stündiger Achterbahnfahrt mit reduzierter Nahrungsaufnahme konnten
wir von Glück reden, daß die Fähre auf Ihrem Weg nach Island Ihre Passagiere für
gut zwei Tage auf den mitten im Nordatlantik gelegenen Färöer Inseln absetzt,
um einen Abstecher nach Bergen zu machen. Tórshavn, die Hauptstadt der Färöer,
mit ihren ca. 15.000 Einwohnern ließen wir kurzerhand hinter uns, um alsbald den
richtigen Motorradurlaub zu beginnen. Im Nordwesten der Hauptinsel Stremoy, bei
Saksun, suchten wir uns einen zentralen Stellplatz für das Zelt. Von diesem „Basislager"
aus erkundeten wir im Rahmen zweier Tagesrundfahrten die Hauptinsel sowie die
einzige ohne Fährpassage erreichbare Nebeninsel Eysturoy. Die Fjordlandschaft
der verschiedenen Eilande schien durch den Sonnenschein wie in einen grünen Farbeimer
gefallen und erinnerte an vergangene Reisen in die Küstenlandschaften Norwegens.
Ein etwa drei Kilometer langer, unbeleuchteter Tunnel auf der Insel Eysturoy war
fahrerisch wohl die größte Herausforderung, da die Färöer flächendeckend über
ein perfekt gepflegtes Straßennetz verfügen. Am Ende des vierten Reisetages waren
wir fast ein bißchen traurig, diese zauberhafte Inselgruppe am nächsten Morgen
wieder verlassen zu müssen, aber das eigentliche Reiseziel und die planmäßig abfahrende
Fähre zwangen uns zum Aufbruch.
Ankunft auf Island
Wie sollte es anders sein - aufgrund der Ankunftszeit von 6:30 morgens verschliefen
tatsächlich alle zehn Personen, die sich mit uns eine der „Luxuskabinen" im Bug
der Norröna teilten, die Einfahrt in den Isländischen Fährhafen Seydisfjördur.
Wir schafften aber dennoch nach nochmals 15-stündiger Überfahrt den „Absprung"
von der Fähre und packten zügig unsere Motorräder, um endlich richtige Pisten
unter die Reifen zu bekommen. Nach kurzer Fahrt von rund 30 Kilometer erreicht
man die östliche Metropole Islands, Egilsstadir. Die dort befindliche Tankstelle
und der Supermarkt erleben während der Reisesaison von Mai bis August, an jedem
Donnerstag nach der Ankunft der Fähre, eine Invasion durch die ankommenden Touristen.
Auch wir deckten uns dort für die nächsten Tage mit Lebensmitteln und Benzin ein.
Ab ins Hochland
Unter Hochland versteht man den eigentlich größten Teil Islands, der sich an einem
mehr oder weniger breiten, flachen Küstenstreifen auf eine durchschnittliche Höhe
von 800-1000 Metern erhebt. Durch seine relative Unerschlossenheit machte er den
größten Anreiz für unsere Erkundungen auf der Vul-kaninsel aus. Vorbei am Hengifoss,
einem wunderschönen, von Basaltsäulen umschlossenen Wasserfall, machten wir uns
auf den Weg zum Snaefell, dem Ziel unserer ersten Tagesetappe. Der nördlich des
Vatnajökull gelegene Snaefell ist mit seinen 1830 Metern der vierthöchste Berg
Islands und sollte eigentlich Testobjekt für unsere eigens auf dem Motorrad mitgeführte
Wanderausrüstung werden. Das schlechte Wetter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt
und einhergehendem Schneetreiben vereitelte uns jedoch die geplante Gipfelerstürmung,
und wir traten nach nur zweitägigem Aufenthalt die Flucht aus dem Hochland in
Richtung Norden an. Eine Entschädigung für die unangenehmen Bedingungen war unser
erster Kontakt mit einem der Ausläufer des Vatnajökull, Europas größtem Gletscher.
Die an ihn heranführende Piste endete völlig unvermittelt, und wir standen einem
riesigen Koloß aus grau-schwarz gefärbtem Eis gegenüber - einfach grandios. Aufgrund
der anhaltenden Niederschläge und des warmen Sommers waren die Wasserstände der
zu durchquerenden Flüßchen und Flüsse durch Regen- und Schmelzwasser verhältnismäßig
hoch. Bald verstanden wir daher den Sinn der Warnschilder, auf denen die Benutzung
der Pisten mit ausschließlich allradgetriebenen Fahrzeugen vorgeschrieben ist.
Rundfahrt im Norden
Am von uns angesteuerten Mývatn (Mückensee) war nun zum Glück das Wetter wesentlich
besser, die Mückenplage dafür aber in diesem Jahr extremer als in den Vorjahren.
So machten wir uns am folgenden Tag so früh wie möglich auf, um die Sehenswürdigkeiten
in der Umgebung des Mývatn zu bewundern. Zuerst ging es zu den aktiven Geothermalgebieten
der Krafla, wo die Erdwärme des vor dreizehn Jahren eruptierten Vulkans zur Stromerzeugung
genutzt wird, sowie zum Solfataren-Gebiet Námaskard, in dem die Erde unter schwefelig
riechenden Nebelschwaden förmlich zu kochen scheint. Auf diesen Arealen muß man
seine Schritte gut koordinieren, um zu verhindern, daß die Schuhsohlen zu schmelzen
beginnen. Einheimische, die wir kennenlernten, zeigten uns dort ihren privaten
Naturbackofen: eine im Boden vergrabene Waschmaschinentrommel, aus der sie nach
24-stündiger Aufbewahrung ihres mitgebrachten Teigs ein sehr schmackhaftes Brot
entnehmen. Weiter in Richtung Norden erreichten wir den Dettifoss. Mit seinen
44 Metern Fallhöhe ist er nicht gerade der höchste, dafür aber der wasserreichste
und damit wohl mächtigste Fall des europäischen Kontinents. Wir mußten uns nur
noch bücken, um eines der Goldtöpfchen am Ende eines der durch die starke Gischt
entstandenen, leuchtenden Regenbogen einsammeln zu können. Unsere nächste Station
war eine der Spalten, die durch das Auseinanderdriften der Eurasischen und der
Amerikanischen Kontinentalplatte entstanden sind. Der Ort, bei dem man durch diese
Schlucht fahren kann, heißt Ásbyrgi und liegt direkt auf dem Mittelatlantischen
Rücken, der Island von Nord-Ost nach Süd-West „zerschneidet". Im Süden Islands
teilt sich diese Spalte und erzeugte unter anderem in der östlich gelegenen Laki-Spalte
eine ca. 25 Kilometer lange Reihe von Vulkankratern, die wie auf einer Perlenkette
aufgereiht scheinen. Weiter westlich verläuft die Aufspaltung der Erde durch Pingvellir
und endet schließlich in der Nähe Reykjaviks.
Erneuter Anlauf zu Askja und Kverkfjöll
In Anbetracht des anhaltend sommerlichen Wetters (wie uns ein Isländer berichtete,
erlebten wir zu der Zeit die wahrscheinlich schönsten Tage des Jahres) wagten
wir einen erneuten Anlauf in das Gebiet nördlich des mächtigen Gletschers Vatnajökull.
Die Ausdehnung dieses Giganten entspricht etwa der zweifachen Fläche aller in
den Alpen existierenden Gletscher. Wir wurden nicht enttäuscht. Die folgenden
Tage, in denen wir Kurs auf die Askja sowie das Kverkfjöll nahmen, waren wohl
die faszinierendsten der gesamten Reise. Die Askja ist ein vor ca. 1,5 Millionen
Jahren entstandener Kraterring mit einem Durchmesser von beinahe acht Kilometern,
der heute den elf Quadratkilometer großen Kratersee Öskjuvatn beherbergt. Die
Anfahrt zur Askja und zum Kverkfjöll führt fast ausschließlich durch vulkanische
Wüste und ist somit einer der fahrerisch anspruchsvollsten Abschnitte unserer
Reise gewesen. Der Weg führt über Lava- und Sandfelder, durch Flüsse und über
sehr steinige Schotterpisten. Strapazen, die man angesichts der in dieser Region
einmaligen Farb- und Formenspiele der Natur unbedingt in Kauf nehmen sollte. In
Anbetracht immer stärker werdender Touristenströme (in Form von per Bus reisenden
Besuchergruppen), ist das Verbot, in dieser Region wild zu campen, eine durchaus
sinnvolle Regelung zum Schutz der dort sehr empfindlichen Flora. Obwohl der Campingplatz
an der Askja lediglich anhand eines Plumpsklos und einem direkt aus dem nebenliegendem
Bach gespeisten, im Freien stehenden Waschbecken zu identifizieren war, nahmen
wir dieses „Angebot" doch gerne an. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den
Weg zum neben dem Öskjuvatn gelegenen Víti, einem kleinen von schwefligen Quellen
mit Wärme versorgtem Kratersee, der durch seine Temperatur von gut 20° C zum Baden
einlädt. Für die Haut soll es sehr gesund sein, in dem trüben Teich zu schwimmen.
Der einzige Nachteil: Noch Tage später mußten wir einen unangenehmen Schwefelgeruch
auf der Haut in Kauf nehmen. Weiter in Richtung Süden erreichten wir am nächsten
Tag den noch immer aktiven Vulkan Kverkfjöll (1920 m). Die dazugehörige Gletscherzunge,
der Kverkfjölljokull, bildet einen der vielen Ausläufer des riesigen Vatnajökull.
Am Fuße dieser außergewöhnlichen geologischen Formation wurden wir auf dem Campingplatz
von einer sehr freundlichen Hüttenwirtin empfangen. Das Kverkfjöll-Gebiet steht
bei den meisten Island-Erstlingen nicht auf der Liste der anzusteuernden Ziele.
Eigentlich schade, denn die abendliche Besteigung eines kleinen Gipfels, dem Biskupsfell,
bescherte uns einen zuvor und auch später nicht erlebten Ausblick auf den Vatnajökull
und eine in ihm versinkende Sonne. Von dem Berg aus sahen wir eine am Horizont
tobende, riesige Staubwand in der Askja, und wir waren froh, diesem Sandsturm
bei der Anfahrt zum Kverkfjöll entgangen zu sein. Gerne hätten wir diese überwältigenden
Eindrücke noch einige Tage genossen, aber die uns noch bevorstehenden Attraktionen
Islands trieben uns zur Weiterfahrt an. Beim Verlassen des Hochlandes in Richtung
Norden näherten wir uns einem Fluß, der für die einen lediglich die „Lindaá" war,
für uns aber war es die wahrscheinlich längste Furt der Welt. Dieser Fluß war
der einzige, an dem eine Hinweistafel zur optimalen Durchquerung angebracht war,
und wir waren dankbar dafür.
Die Sprengisandur
Es existieren zwei Möglichkeiten den Inselstaat auf einer Hochlandpiste zu überqueren:
zum einen die Sprengisandur, die bei weitem unerschlossenere Route, und zum anderen
die weiter im Westen gelegene Kjölur, die in den letzen Jahren auch für gewöhnliche
Reisebusse und PKW befahrbar gemacht wurde. Den Einstieg in die Sprengisandur
absolvierten wir über eine Zubringerpiste, die uns in Richtung Süden von der Stadt
Àkureyri aus über ein immer steiler und steiniger werdendes Tal schließlich wieder
in die vulkanische Wüste des Hochlandes brachte. Diese Etappe zehrte sowohl an
der Kondition der beiden Fahrer als auch an der ihrer Maschinen. Ein kurzer Moment
der Unachtsamkeit und das Motorrad fuhr spontan und eigenwillig von der Piste
ab. Zum Glück verlief dieser Tag, wie auch der Rest der Reise, bis auf einige
Umkipper im tiefen Sand, unfallfrei. In der Mitte der Sprengisandur sahen wir
bereits von weitem einen kleinen Gletscher, den Tungnafellsjökull, am Horizont
- ein zwar wie immer beeindruckender Anblick, jedoch sollte uns diese Eisansammlung
kurze Zeit später noch zu schaffen machen. Der von diesem Gletscher gespeiste
Fluß besaß alle Eigenschaften von Gletscherflüssen, die eine Durchquerung mit
dem Motorrad sehr unangenehm werden lassen: Das sind zum einen Wassertemperaturen
nur knapp über dem Gefrierpunkt, trübes Wasser, wodurch eventuelle Hindernisse
(z. B. fußballgroße Steine) nicht sichtbar sind sowie starke Strömungen, die die
Balance gefährden. Diese Umstände zwangen uns während und nach der Durchquerung
zum Überdenken der Zweckmäßigkeit unseres Equipments und wir mußten feststellen,
daß wir keine Wathosen im Gepäck hatten, mit denen ein trockenfüßiges Abgehen
des Flusses möglich gewesen wäre. Ein Ausrüstungsgegenstand den wir allen Island-Reisenden
stark empfehlen. Nassen Fußes fuhren wir in einem Stück die zweite Hälfte der
Sprengisandur mit dem Ziel, einen warmen Ort zum Trocknen der Schuhe zu finden.
Eine funktionierende Heizung in der Toilette des Campingplatzes in Hella erschien
uns wie ein Geschenk des Himmels und leistete uns nun auch zwei Tage lang gute
Dienste.
Das Wandern ist des Enduristen Lust
In der Privatgarage des hilfsbereiten Campingplatzbesitzers konnten wir unsere
Motorräder während unserer viertägigen Wanderung von Landmannalaugar nach Pórsmörk
unterstellen. Am Abend vor dem Aufbruch lernten wir einen 70-jährigen Darmstädter
kennen, der bereits zum 23. Mal Island besuchte und uns „Küken" daher noch einiges
erzählen konnte. Sein Angebot, uns mit seinem Kleinbus zum Startpunkt der Wanderung
mitzunehmen, nahmen wir dankend an und profitierten neben den eingesparten Linienbus-Kosten
auch von einer am nächsten Tag folgenden, individuellen Sightseeing-Tour durch
einen „alten Hasen". Angekommen am Ausgangspunkt der Wanderung, dem Geothermal-
und Ausflugsgebiet von Einheimischen und Touristen, der Landmannalaugar, schulterten
wir die Rucksäcke, fuhren die Teleskop-Wanderstöcke aus und machten uns auf den
ca. 50 Kilometer langen Fußmarsch. Eine auf so kurzer Distanz dermaßen abwechslungsreiche
Landschaft hatten wir noch nicht erlebt. Der Weg führte uns von Norden kommend
über Lava- und Schneefelder, auf goldbraun schimmernden Höhenzügen entlang, durch
saftig grüne Ebenen, endlose vulkanische Wüsten und teilweise recht tiefe Flüsse,
bis wir schließlich am südlichen Ziel des Marsches in der lieblichen Region um
Pórsmörk ankamen. Dort sind mit die einzigen natürlich gewachsenen „Wälder" Islands
zu finden, bestehend aus nicht sehr dicht stehenden, maximal fünf Meter hohen
Krüppelbirken. Während des letzten Drittels der Wanderung boten sich permanent
herrliche Ausblicke auf die Gletscher Mýrdalsjökull im Osten und Eyjafjallajökull
im Westen sowie immer wieder beeindruckende Ansichten von bizarren vulkanischen
Gesteinsformationen. Ein nächtlicher Toilettengang ist in dieser unwirklichen
Natur wahrlich kein Vergnügen. Angesichts vorbeiziehender Nebelschwaden, einem
grell leuchtenden Vollmond sowie der totalen Einsamkeit ist man tatsächlich geneigt
in fast jedem Lavabrocken gefährliche und menschenverzehrende Trolle zu vermuten.
Ein Zustand, der uns gerne bis zum Morgengrauen im Zelt verweilen ließ, da die
Trolle der Sage nach im Angesicht der Sonne zu Stein erstarren. Für den Rückweg
zum Abstellplatz der Motorräder in Hella benutzten wir einen Linienbus, mit dem
die Durchquerung eines Flusses, in diesem Fall des reißenden Gletscherflusses
Krossa, für uns zum ersten mal absolut trocken verlief.
Sammelplatz für Touristen: Geysir und Gulfoss
Nachdem wir die Wanderausrüstung wieder in unseren Koffern verstaut hatten, machten
wir uns auf den Weg zu den zwei sicherlich bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands,
den Springquellen des Geysir und den Kaskaden des Wasserfalls Gulfoss (Goldfall).
Was uns dort erwartete entsprach einem mittelmäßigen Kulturschock, der durch Busse,
die Reisegruppen aus aller Welt ausspuckten, verursacht wurde. Trotzdem sollte
man diese imposanten Naturschauspiele beim ersten Island-Besuch unbedingt besichtigen.
Wir hakten diese Highlights schnell ab und machten uns auf in die Metropole der
Eisinsel.
Reykjavik – die Hauptstadt
Ursprünglich wollten wir Reykjavik im klassischen Sinn mit all seinen Sehenswürdigkeiten
erkunden. Nach den vergangen Anstrengungen war es jedoch angenehm, den gut ausgebauten
Campingplatz zum Waschen der Wäsche und anschließenden Relaxen zu nutzen. Unsere
Besichtigungen beschränkten sich daher auf einen Rundgang über den Hafen, die
Einkaufsstraßen in der Innenstadt und die von ganz Reykjavik aus sichtbare Hallgrímskirche.
Dieses, Basaltsäulen nachempfundene, Gotteshaus aus Stahlbeton wurde Mitte der
achtziger Jahre nach 39-jähriger Bauzeit fertiggestellt und in den letzten Jahren
einer gründlichen Runderneuerung unterzogen. Auf der Rückfahrt aus der Stadt auf
den etwas außerhalb gelegenen Campingplatz passierte es dann: wir begegneten dem
vermutlich einzigen Motorrad-Polizisten der gesamten Insel. Dies wäre normalerweise
kein Problem gewesen, aber zu diesem Zeitpunkt beförderten wir zwei Sozia, an
die wir selbstverständlich die Schutzkleidung abgegeben hatten. An der nächsten
Ampel musterte der Polizist unsere nur von Wollmützen bedeckten Köpfe, lächelte
milde und fuhr zum Glück weiter. Am Abend leisteten wir uns den einmaligen Luxus
eines Restaurantbesuchs. Das einzige uns erschwinglich scheinende Gericht im gewählten
Lokal war ein Hamburger mit Pommes Frites. Dieses „Festmahl" schlug zusammen mit
einer Coke mit umgerechnet beinahe 25 DM zu Buche. Wir stellten uns die Frage,
wie die durchschnittlich sehr junge Bevölkerung des isländischen Regierungssitzes
in der Lage ist, ihre Lebenshaltungskosten zu decken, besonders, da die Jugend
in Reykjavik sehr modebewußt ist und keinen Trend zu verpassen scheint. Des Rätsels
Lösung sind Nettoeinkommen der Isländer, die mit Hilfe staatlicher Unterstützung
ca. beim 1,2-fachen der Bruttoeinkommen liegen. Bei dem ohnehin relativ hohen
Lohnniveau ist es also kein Wunder, daß sich die Isländer diesen Lebenswandel
„leisten" können.
Die Piste ruft!
Mit diesem Leitspruch im Kopf verließen wir die an dem Wochenende aufgrund des
stattfindenden Marathonlaufs doch ziemlich hektische Stadt. Unser Ziel war es,
an diesem Tag nach der Umfahrung des Snaefellsness-Halbinsel den nördlichen Eingang
der zweiten Hochland-Piste, der Kjölur, zu erreichen. Vor uns lag die mit 400
Kilometer und zwölf Stunden Fahrzeit längste Tagesetappe unserer Reise. Eine Distanz,
die angesichts einer Mittagstemperatur von nur 5° C und einem stetigen Nordwind
der Stärke 4 selbst die beste Thermokleidung früher oder später in die Knie zwingt.
Trotz dieser Widrigkeit genossen wir das Dahingleiten auf der Piste an der südlichen
Seite der Halbinsel. Der Weg führte uns entlang steil ansteigender Felsformationen,
aus denen sich ein Wasserfall nach dem anderen seinen Weg zum Meer bahnt. Wir
fuhren nicht bis zur Spitze des Snaefellsnes, überquerten dafür einen Paß, der
uns am Snaefellsnessjökull vorbeiführte. Genau an diesem Ort ließ Jules Vernes
vor über 120 Jahren seine Romanfiguren zum Mittelpunkt der Erde hinabsteigen -
ein Platz mit mystischer Aura. An der Nordseite der Halbinsel begannen unsere
Hände und Füße beinahe einzufrieren. Die ausgezeichnete Sicht auf die Höhenzüge
der Westfjorde und den zwischen uns und der gegenüberliegenden Küste ruhenden
Breidafjórdur stimmte uns jedoch milde und erleichterte uns die Weiterfahrt.
Kjölur – die entschärfte Hochlandüberquerung
Zu Beginn des nächsten Tages fuhren wir bei Blönduós von Norden in die Kjölur-Hochlandpiste
ein. Vorbei am mittlerweile in Betrieb befindlichen Kraftwerk, dem umstrittenen
Stausee-Projekt Blöndulon, hatten wir permanent die beiden Gletscher Hofsjökull
und Langjökull als perfektes Bilderbuch-Panorama im Blick. Ziemlich genau in der
Mitte der Kjölur-Route befindet sich ein weiteres Geothermalgebiet namens Hveravellir.
Dort besteht die Möglichkeit in einem kleinen durch Erdwärme gespeistem Wasserbecken
ein entspannendes Bad zu nehmen. Die Umgebung ähnelt der der Geothermalgebiete
am Mývatn: der Boden dampft und brodelt und es zischt aus diversen Spalten und
Löchern in der Erde. Das Sommerski-Gebiet des Kerlingarfjölls ließen wir linker
Hand liegen und beendeten unseren Tag am südlichen Ende der Kjölur. Unser Zelt
bauten wir diesmal auf einer Anhöhe zwischen dem Fluß, der kurze Zeit später den
mächtigen Gulfoss mit Wasser versorgt, und einem kleinen Quellfluß auf. Diesen,
von einem herrlichen Sonnenuntergang begünstigten Platz, kürten wir spontan zu
einem der schönsten Nachtlager unserer Reise. Beim beinahe allabendlichen Verspeisen
unserer Ration Spaghetti-Napoli stellten wir rückblickend fest, daß wir den ganzen
Tag keine einzige Furt zu durchqueren hatten. Dies ist wohl auf das von der isländischen
Regierung vorangetriebene, intensive Straßenbauprogramm zurückzuführen, denn vor
nur wenigen Jahren war auch diese Piste nur mit geländegängigen Fahrzeugen sicher
passierbar.
Die Märchenlandschaft der Landmannaleid
Landmannaleid - So wird die Route genannt, die das Gebiet der Landmannalaugar
von Nordwest nach Südost durchquert. Die Landschaft war uns aufgrund der vor
nur gut einer Woche durchgeführten Wanderung noch vertraut. Dennoch bezauberten
uns die unglaublichen Farbkombinationen aus rotem, schwarzem und braunem Gestein
erneut. Trotz fehlender Sonneneinstrahlung entfaltete der durch das leuchtend
grüne Moos hervorgerufene Farbkontrast abermals seine volle faszinierende Wirkung
auf uns. Der von uns mitgeführte Weltempfänger diente morgens um Punkt halb
acht ein weiteres Mal lediglich dazu, unsere gute Laune zu dämpfen, denn der
regelmäßig über den Äther gehende englischsprachige Wetterbericht versprach
nichts Gutes. Wir wußten nun lediglich aus offizieller Quelle, daß Regen von
oben und Feuchtigkeit sehr wasserreicher Flüsse von unten kommt. Auf den nächsten
ca. 50 Kilometern mußten wir dann auch fast 20 Flußdurchquerungen meistern.
Erfreulicherweise saugten die Motorräder auch diesmal kein Wasser an oder warfen
uns gar mitten im Fluß ab. Anderen Enduristen passierte ebendies - die Folgen
waren entweder mehrstündige Basteleien zur Trockenlegung der Motoren oder aber
im schlimmsten Fall ein jähes Ende der Reise. Den Abschnitt dieser Etappe, für
den uns andere Motorradfahrer einen etwa 400 Meter durch den Flußlauf führenden
Streckenabschnitt prophezeit hatten konnten wir nicht finden - ein Zeichen für
sich buchstäblich täglich ändernde Bedingungen während unseren Erkundungen des
Hochlandes. Kurz vor der Eldgiá - Spalte bot sich uns von einer Anhöhe aus ein
wundervoller Blick auf die weitverzweigten Flußläufe der Skaftá. Wir versuchten
die Dimension der hier herrschenden Naturgewalten zu erfassen und auch zu begreifen.
Abstecher an den südlichsten Punkt
Eigentlich wollten wir die Fahrt beim Verlassen des Hochlandes in Richtung Osten,
also in Richtung des Fährhafens Seydisfjordur fortsetzen, denn die verbleibende
Zeit zum Erreichen dieses Ortes wird gegen Ende der Reise immer enger. Das Versprechen
an eine Freundin, Fotos der auf Island sowohl als Delikatesse, als auch als Wahrzeichen
bekannten Lundis (oder Papageientaucher) zu machen, zwang uns aber zu einem Umweg
an den südlichsten Punkt der Insel. An den Steilküsten bei der Ortschaft Vik ist
nämlich in jedem Jahr zur gleichen Zeit eine regelrechte Invasion dieser „possierlichen
Tierchen" zu beobachten. Doch allem Anschein nach kamen wir zu spät, denn die
kleinen Vögel hatten sich bereits einige Tage oder Wochen zuvor in den Atlantik
gestürzt. Glücklicherweise gab es in dieser Gegend noch genug andere Sehenswürdigkeiten
zu bestaunen, wie z, B. die Basaltformationen direkt an der Steilküste, den Naturbogen
Dyrhólaey sowie wunderschöne schwarze Kieselstrände. Den später erfolgten Anlauf
zur Einfahrt in die Laki-Spalte mußten wir leider aufgrund zu hoher Wasserstände
abbrechen. Nach einer ungefähr viertelstündigen Begutachtung einer Furt kamen
wir letztendlich zum Ergebnis, daß sicheres Fahren und Ankommen wichtigere Ziele
sind, als unseren Durst nach Abenteuer zu stillen. Wir verbrachten daher an einem
wieder einmal wundervollen Zeltplatz am Eingang der Spalte eine ruhige Nacht.
Möööhhh! - durch lautes Schafblöken wurden wir am nächsten Morgen geweckt. Dies
war nicht das erste Mal, daß unsere Nachtruhe von den allgegenwärtigen Tieren
beendet wurde, denn auf Island gibt es immerhin zirka dreimal soviel Schafe wie
Einwohner. Das Verhalten der Schafe, Weideflächen unmittelbar am Rand der Pisten
zu bevorzugen, zwang uns während der Reise zu manch rabiater Vollbremsung. Während
unserer Fahrt ergriffen die trägen Tiere die Flucht meist im ungünstigsten Moment,
nämlich wenn wir uns auf einer Höhe mit ihnen befanden. Die im Lauf der Zeit von
uns entwickelte Technik, durch ein kurzes Antippen der Hupe rechtzeitig auf uns
aufmerksam zu machen, funktionierte fabelhaft, und half Kollisionen zu vermeiden.
Sand, Sander, Südküste
Südlich des Vatnajökull-Ausläufers Skeidarárjökull sind die Auswirkungen der Eruption
des Vulkans Bardabunga vom Herbst 1996 besonders drastisch zu erkennen. Die freigesetzten
Wassermassen verwüsteten einen breiten Streifen des Sandergebietes Skeidarársandur,
indem einfach alles, was sich dort zuvor befand weggespült wurde. Auch die Ringstraße
existierte auf einer Breite von vier Kilometern von einem zum anderen Augenblick
nicht mehr. Es ist bemerkenswert, mit welchem Einsatz von Menschen und Maschinen
die vernichteten Straßen und Brücken repariert wurden, denn wir überquerten die
verbliebenen Quicksands (Treibsande) und Quagmires (Sumpfböden) auf einer uns
sicher erscheinenden, neu errichteten Trasse. Die aufgestellten Warnschilder,
auf denen vor dem Verlassen der Straße gewarnt wird sind unübersehbar und sollten
auch ernst genommen werden. Bevor man die Ostfjorde erreicht, bieten sich ununterbrochen
spektakuläre Aus- und Einblicke auf die nördlich liegenden Eismassen, die aus
den Tälern nur so hervorquillen. Für „normale Menschen" bildet dieses Eis eine
natürliche Barriere auf ihrem Weg nach Norden. Diejenigen Isländer hingegen, die
einen der oft anzutreffenden, extrem hohen und breiten Geländewagen besitzen,
senken an manchen Wochenenden zur Verbreiterung der Reifenauflagefläche den Luftdruck
ihrer Pneus ab und machen sich an die Überquerung des Vatnajökull. Ein Unterfangen,
das angesichts der enormen Ausdehnung des Gletschers von etwa 80 km mal 120 km
nur mit Hilfe bester Ortskenntnisse sowie einem GPS-System zu bewältigen ist.
Eines der imposantesten Naturschauspiele an der Südküste Islands ist mit Sicherheit
die Gletscherlagune Jökulsarlón am Fuße des Breidarmerkurjökull. Zu der Zeit,
als wir den kalbenden Gletscher besuchten befanden sich sehr viele und auch große
Eisberge und -schollen im angrenzenden See, die zuvor vom Gletscher abgebrochen
waren. Kleine Schlauchboote mußten den Ausflugsschiffen die trägen Eiskolosse
aus dem Weg schieben, damit sie Ihre Rundfahrten fortsetzen konnten Das überwältigende
Panorama lud uns dazu ein, unseren mittäglichen Snack, ein weiteres Mal aus mit
Käse belegten Broten bestehend, auf einer Anhöhe direkt am Jökulsarlón zu „zelebrieren".
Genug gesehen - an diesem Tag fuhren wir nur noch einige Kilometer an der Metropole
des Südens, dem Ort Höfn, vorbei und schlugen kurz darauf unser Camp fast direkt
an der Ringstraße Nr. 1 auf. Dies war ohne weiteres möglich, da die Frequenz vorbeikommender
Autos auf isländischen Straßen eher spärlich ist. Der erste PKW, nach dem Aufbruch
am nächsten Morgen begegnete uns erst nach ca. einer Stunde Fahrzeit, also rund
60 Kilometern. Wir waren darüber sogar etwas erfreut, da sich bei uns aufgrund
der Menschenleere allmählich das Gefühl einschlich, wir seien die letzten Verbleibenden
auf der Insel, weil wir die Fähre verpaßt hatten.
Öxi – eine brutale Abkürzung
Will man beim Abfahren der Ostfjorde ein wenig Strecke einsparen, so bietet sich
ein Paß namens Öxi dazu förmlich an. Statt der 65 Kilometer auf der Ringstraße
zählt der Weg über die Berge lediglich 21 Kilometer. Zeit spart man aber trotzdem
nicht. Aufgrund extremer Steigungen und Geröllansammlungen betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit,
die wir mit unseren schwerbepackten Reiseenduros erreichten, lediglich 20 Kilometer
pro Stunde. Mit der Gewißheit, eine fahrerisch anspruchsvolle Strecke bewältigt,
eine sehr schöne Berglandschaft gesehen sowie dabei den Maschinen den Rest gegeben
zu haben, bereuten wir am nördlichen Ende der Öxi nicht die Wahl unseres Weges.
Und wieder in Egilsstadir
Den letzten Tag auf der Insel verbrachten wir wiederum in Egilsstadir, um von
dort aus noch eine kleine Rundfahrt zu unternehmen. Wir besuchten eine kleine
an der Küste gelegene Farm namens Husey. An den dort befindlichen Stränden und
in den Sandergebieten, so der Reiseführer, sollte es möglich sein, Robben zu sichten.
Wir hatten zwar Erfolg, doch saßen die Tiere in so großer Entfernung auf den Sandbänken
des „Jökulsá á Dal", daß wir sie nur erahnen konnten. Ein Blick auf den Tageskilometerzähler
der Africa Twin verriet uns, daß wir den Ort Bakkagerdi, in dem man Mineralgestein
kaufen kann, leider nicht mehr erreichen werden. Dies war das erste und einzige
Mal, daß wir unsere Reichweite derart falsch einschätzten. Letztendlich kamen
wir aber an der Tankstelle in Egilsstadir mit einem Rest von ca. ½ Liter Benzin
im Tank der Africa Twin an. Ein Problem, das die bei weitem sparsamere XT 600
nie hatte. Und die Moral von der Geschichte - auch noch so große Tanks und Reservekanister
sind nicht von Nutzen, wenn sie zum Beginn einer Tour nicht ausreichend befüllt
werden.
Eine Seefahrt, die ist lustig
Am Abend vor dem Abreisetag sammelte sich der bis dahin verbliebene Rest der Island-Urlauber
auf dem Campingplatz des Fährhafens Seydisfjordur. Die meisten der Reisenden bestiegen
am nächsten Vormittag etwas wehmütig die für dieses Jahr letzte Fähre, andere
aber waren sogar glücklich diesem strengen Klima zu entkommen und den in der Heimat
herrschenden sommerlichen Temperaturen entgegenzufahren. Auf der Rückreise fährt
das Schiff die gesamte Strecke von Seydisfjordur nach Esbjerg, bis auf einen kurzen
Aufenthalt im färöerschen Tórshavn, in einem Stück. Das heißt, daß wir inklusive
einer Verspätung von vier Stunden insgesamt 60 Stunden auf See verbringen mußten.
Über die Bordlautsprecher wurde zwischenzeitlich der Lagebericht abgegeben, in
dem es hieß, daß die herrschenden Windstärken bei 8 Beaufort lägen. Wir trafen
kaum einen der in den vergangenen Wochen kennengelernten Motorradfahrer auf Deck
wieder, da sich anscheinend die meisten in Waschbecken- oder Toilettennähe aufhielten.
Die Hürde auf dem letzten Stück
Kurz vor Mitternacht lief die „Norröna" endlich im Zielhafen ein. Wir machten
uns trotz der Finsternis auf den Weg und fuhren in Richtung Heimat. Auf halbem
Weg von Esbjerg nach Berlin begann die Africa Twin plötzlich merkwürdige Knirsch-
und Zwitschergeräusche von sich zu geben. Der Herd des unangenehmen nächtlichen
Lärms war bald lokalisiert: eines der hinteren Radlager war dabei, seinen Geist
aufzugeben. Die Zeit: sechs Uhr morgens. Auf einer Autobahntankstelle erfuhren
wir, daß die nächste Motorradwerkstatt lediglich zwei Autobahnausfahrten weiter
zu finden sei. Auf der Standspur ging es mit Schrittgeschwindigkeit weiter. Bei
der Werkstatt angekommen entnahmen wir einem Schild in der Tür die Ladenöffnungszeiten,
wonach uns erst ab neun Uhr Hilfe zur Verfügung stehen sollte. Als der erste Mechaniker
auftauchte und uns mitteilte, er habe noch ein letztes, passendes Radlager vor
Ort, vergaßen wir vor Freude kurzerhand unsere Übermüdung, und nach einem lediglich
halbstündigen Boxenstop konnte es bereits weitergehen. Insgesamt 4.500 Kilometer
später und mit in der Summe zwölf Kilogramm weniger Lebendgewicht an Bord erreichten
wir nach zwölf Stunden Berlin. Zuhause angekommen begutachteten wir ein letztes
Mal den eingangs beschriebenen Reifenverschleiß. Das Ergebnis: Trotz relativ geringer
Kilometerleistung kam nur noch eine Entsorgung der Reifen in Frage. Besonders
die viel schwerere Africa Twin setzte dem Profil derart arg zu, daß es sich an
manchen Punkten fast auf Nullniveau befand. Ganz am Ende dieses Abenteuers schwirrten
in unseren Köpfen aber nur noch zwei Gedanken herum, die sich wie folgt beschreiben
lassen:
essen, essen, essen und
schlafen, schlafen, schlafen.
Die Route